Zur Besinnung

Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft
und im Brotbrechen und im Gebet ...
So wird es in der Apostelgeschichte (Kapitel 2,42) von der ersten Gemeinde in Jerusalem erzählt, die sich seit Pfingsten zusammengefunden hatte. Und dann heißt es weiter:
Sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott. (Kapitel 2,46-47)
Alle sollen mitmachen können
Unsere Konfis haben in diesem Jahr ihre Vorstellungsgottesdienste zu diesem Bericht über die erste christliche Gemeinde gestaltet – es waren insgesamt fünf verschiedene Gottesdienste, jeweils von einer kleineren Gruppe vorbereitet. Gottesdienst und Gemeinschaft, das gehört eng zusammen. Man kann nicht alleine Christ sein, ohne die Gemeinschaft der anderen Schwestern und Brüder. Und der Gottesdienst ist ein besonders wichtiger Ort, an dem wir zusammenkommen.
Hier treffen sich ganz unterschiedliche Menschen, Junge und Alte, Menschen, die allein leben – und andere, die eine große Familie haben. Menschen, die schon lange zur Gemeinde gehören – und andere, die sich eher als Neulinge verstehen und sich noch nicht gut auskennen mit dem, was im Gottesdienst
passiert. Menschen, die in ihrem Alltag ganz unterschiedliche Musik hören – und jetzt versuchen, miteinander die gleichen Lieder zu singen. Menschen, die schon lange und sehr regelmäßig die Bibel lesen – und andere, denen die biblischen Lesungen im Gottesdienst ganz neu sind. Menschen, die auch in ihrem Alltag regelmäßig beten – und andere, die gar nicht so richtig wissen, was Beten eigentlich ist und wie man das macht.
Es sind Menschen darunter, die in Bayreuth geboren sind und vielleicht ihr ganzes Leben hier zugebracht haben. Andere haben in ihrem Leben schon weite Wege zurückgelegt. Die meisten von unseren russlanddeutschen Gemeindegliedern zum Beispiel haben ja ursprünglich weit im Osten der ehemaligen Sowjetunion gelebt, in Kasachstan, in Kirgistan, in Sibirien. Und die Alten unter ihnen, die noch vor den Deportationen im Zweiten Weltkrieg geboren sind, die stammen von der Wolga oder auch aus der heutigen Ukraine.
Das sind nur wenige Beispiele für die große Vielfalt an Menschen, die zu unserer Gemeinde gehören und in unseren Gottesdiensten zusammenkommen.
…weil wir verschieden sind
Die Menschen, die zum Glauben gekommen waren, trafen sich regelmäßig … Sie lebten in enger Gemeinschaft … (Apostelgeschichte 2,42, Übersetzung der Basisbibel) Auch in unserer Gemeinde gibt es Menschen, die auf unterschiedlichste Weise solch eine Gemeinschaft miteinander erfahren. Weil sie zum Beispiel gemeinsam in einem Hauskreis sind oder sich regelmäßig in einer der Gemeindegruppen treffen. Vielleicht im Männerkreis, in einem der Seniorenkreise oder auch im Posaunenchor. Vielleicht gehören sie zum Kinderkreis oder bereiten sich gerade miteinander auf die Konfirmation vor. Vielleicht treffen sie sich auch nur manchmal, gehen zum Beispiel für fünf Wochen den Weg der Alltagsexerzitien miteinander oder singen bei einem Chorprojekt. Oder sie machen beim Krippenspiel mit …
Unsere sonntäglichen Gottesdienste sind die wichtigste Gelegenheit, bei der sich diese unterschiedlichen kleineren Gruppen treffen. Die einzige Gemeindeveranstaltung, die wirklich für alle gedacht ist – abgesehen natürlich von den großen Gemeindefesten, wie wir im Juli eines feiern wollen.
Gemeinschaft (er)leben
Und sie sind nicht nur der Treffpunkt für alle. Im Gottesdienst lässt sich erleben, wie eng wir, ganz unterschiedliche Menschen, zusammengehören. Zum Beispiel, wenn wir alle miteinander beten Unser Vater im Himmel. Da kann uns auffallen, dass wir dann ja alle Schwestern und Brüder sind, egal ob jemand erst 9 Jahre alt ist oder schon 99.
Besonders deutlich wird das für mich, wenn wir Abendmahl feiern. Brotbrechen – so heißt das in der Apostelgeschichte. Wir brechen ja inzwischen bei uns wieder große Hostien in kleine Stücke – da wird deutlicher erkennbar, was eines unserer Lieder so sagt: Wir sind, die wir von einem Brote essen … Jesu Glieder, Schwestern und Brüder. (Gesangbuch Nr. 221)
Treffpunkt und Kommunikation
Gut ist es, wenn wir dann auch nach dem Gottesdienst noch weiter zusammenbleiben können und miteinander essen. Beim Kirchenkaffee oder einem gemeinsamen Mittagessen. Und manchmal gehört dieses gemeinsame Essen sogar zum Gottesdienst, das haben wir gerade am Gründonnerstag erlebt. Da haben wir zuerst das Abendmahl mit richtigem, selbstgebackenem Brot gefeiert, saßen dazu schon an der gemeinsamen großen, schön geschmückten Tafel, und haben danach miteinander zu Abend gegessen, auch den Rest vom selbstgebackenen Brot. Und erst ganz am Ende hat der Segen unseren Gottesdienst abgeschlossen.
Der Gottesdienst als Treffpunkt der ganzen Gemeinde. Wir wollen versuchen, diesen Treffpunkt zu stärken – darum werden wir in den nächsten Monaten geänderte Gottesdienstzeiten erproben. Damit nach dem Gottesdienst in der Ordenskirche Gelegenheit ist, weiter unsere Gemeinschaft zu vertiefen. Damit wir deutlicher erkennen, dass auch für uns gilt, was die Bibel von der ersten Gemeinde erzählt: Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.
Ihre Pfarrerin Irene Mildenberger