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Zur Besinnung

Prüft alles und das Gute behaltet!
Seit 1930 gibt es in der evangelischen Kirche die Tradition der Jahreslosung. Für jedes Jahr wird von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen ein Bibelvers als Geleitwort ausgewählt. Für 2025 ist es ein Vers aus dem vermutlich ältesten Brief des Apostel Paulus: Prüft alles und behaltet das Gute! (1. Thessalonicher 5,21) Um das Jahr 50 nach Christi schrieb Paulus diesen Brief von Korinth aus an die christliche Gemeinde nach Thessaloniki, die er ein Jahr zuvor gegründet hatte. Dieser Brief ist wohl das älteste Dokument des Christentums. In jener Zeit gab es das Neue Testament noch nicht; auch die Evangelien waren von Markus, Matthäus, Lukas und Johannes noch nicht geschrieben. 

Eine verfasste Kirche gab es lange noch nicht. Es waren die Anfänge des Christentums. 

Wie mögen sich Paulus’ Worte in den Ohren und Herzen der damaligen Gemeindeglieder angehört haben?


Prüft alles und behaltet das Gute!
Das setzte zunächst eine Offenheit für alle und alles voraus. Und auch die Bereitschaft, sich einzulassen und auseinanderzusetzen. Im 1. Korintherbrief schreibt Paulus: „Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht über mich haben.“ (1. Korinther 6,12) 

„Alles ist dir erlaubt. Eigentlich darfst du alles. Aber überlege ernsthaft, ob dir das, was du willst, auch wirklich gut tut. Schau genau hin, ob es dir und den Menschen um dich herum und der Welt nützt. Was treibt dich im Innersten an, dass du das tun willst?“
Nehme ich für ein kurzes Stück Weg das Auto, weil es doch so bequem ist, oder fahre ich mit dem Rad, meiner Gesundheit und der Umwelt zuliebe? Wenn mal etwas nicht so läuft wie gedacht, mach ich meinem Ärger, meinem Frust dann gleich Luft durch Beleidigungen und Beschimpfungen oder atme ich erst einmal durch und versuche die Angelegenheit sachlich zu klären? Was treibt mich an, die Tüte Chips leer zu essen? Oder dieses oder jenes unbedingt kaufen zu wollen?


Prüft alles und behaltet das Gute!
Dieser „Prüfauftrag“ ist eine Herausforderung, die uns in den vielen kleinen alltäglichen Dingen und in den großen Lebensvollzügen begleitet: Zu unterscheiden zwischen dem, was wir wollen und machen können, und dem, was wirklich gut ist.
Prüfen heißt: nicht alles hinnehmen – weder die Bewertungseinordnungen von anderen noch unsere Bequemlichkeit. Prüfen heißt: selbst aktiv werden und hinterfragen, vergleichen, testen.
Paulus traute genau das jeder Christin und jedem Christen zu: Das Gute erkennen und vom Bösen zu unterscheiden, sich für das Gute zu entscheiden und es tun! Paulus wusste aber auch darum, dass uns das nicht immer gelingt und wir uns selbst manchmal ein Rätsel sind: „Ich tue nicht das, was ich eigentlich will – das Gute. Sondern ich tue das, was ich nicht will – das Böse.“ (Römer 7,19)

 

Prüft alles und behaltet das Gute!
Wenn Paulus uns auffordert, das Gute zu behalten, dann fordert er uns auch dazu auf, dass wir uns an das Gute erinnern, das uns in Jesus Christus geschenkt ist:


„Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, auf dass er die, die unter dem Gesetz waren, loskaufte, damit wir die Kindschaft empfingen.“ (Galater 4,4)


Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr,
von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her. (Jochen Klepper – EG 16,4)
 

Wir sind Gottes Kinder. Seine Liebe zu uns ermöglicht immer wieder neu Vergebung und Versöhnung – mit uns selbst, miteinander und mit Gott. Aus seiner Liebe können wir Kraft schöpfen, Gutes zu denken und zu tun. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete und frohe Advents- und Weihnachtszeit und ein gutes Jahr 2025.
Es grüßt Sie herzlich Ihre Pfarrerin Stefanie Kögel